Organisiertes Austauschprogramm in Palästina für 56 junge Erwachsene von der Partnerschule in Dänemark

Kategorie: Studenten Austausch Programme Erstellt: 26. März 2015

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Vom 19. bis zum 26. März besuchte die Global Teenager Klasse von NørreNissumEfterskole in Dänemark ihre Partnerorganisation JAI in Palästina. Dieses Austauschprogramm besteht seit rund 5 Jahren und viele Studenten aus Dänemark konnten bereits dank diesem Programm nach Palästina reisen. Dieses Jahr konnte die bisherig grösste Gruppe begrüsst werden: 56 Studenten und 6 Lehrer sowie mehrere Verwaltungsmitglieder bekamen Einblicke^ in das Leben der Palästinenser. Die Klasse wurde in 2 Gruppen eingeteilt und folgten unterschiedlichen Programmen.

NNE2015 t2Am ersten Tag wurden die dänischen Studenten von Studenten im gleichen Alter, aus BeitSahour stammend, begrüsst. Anschliessend besuchten die Studenten zwei der Schulen, die Latin Patriarchate Schule und die Shepherd’s Field Orthodox Schule in BeitSahour, in welchen sie herumgeführt wurden und Präsentationen über Palästina anhörten und selbst Präsentationen über ihre Schule in Dänemark gaben. Zudem waren die palästinensischen Studenten Gastgeber für Studenten aus Dänemark und beherbergten sie für mehrere Tage. Die Reaktionen darauf waren von beiden Seiten sehr positiv und manch eine Freundschaft konnte dadurch geknüpft werden.

Einen halben Tag lang wurden Olivenbäume auf einem Feld verpflanzt, das nahe zur illegalen israelischen Siedlung GushEtzion liegt und dadurch von Konfiszierung durch Israel bedroht ist. Palästinensische und dänische Studenten arbeiteten Hand in Hand um den Olivenbauer zu unterstützen und zu signalisieren, dass sie gegen die illegale Expansion der israelischen Siedlungen im Westjordanland sind. Eine der dänischen Studentinnen, Kamila, schildert: "Es ist eine schöne Möglichkeit für die Palästinenser etwas zu tun. Wir sammelten Geld Zuhause bevor wir kamen und konnten dies nun in den Kauf dieser Bäume investieren, die wir eigenhändig verpflanzten. Es hinterlässt ein gutes Gefühl und ich denke, dass wir so in der schwierigen Situation ein bisschen helfen konnten."
Die jungen Erwachsenen nahmen zudem auch teil an einer politischen Führung rund um Bethlehem, wo sie Siedlungen und deren für Palästinenser nicht zugänglichenStrassen gesehen habe, die im Land der Palästinenser verlaufen oder dieses zweiteilen. Zudem liefen sie entlang der Apartheitsmauer, die Bethlehem von Jerusalem trennt. Jeder und jede war sehr bewegt und aufgewühlt durch diese Bilder und Eindrücke, besonders die hohe Mauer schockierte die Studenten.

Auch auf dem Programm war ein Trip nach Hebron. Die eine Hälfte der Studenten traf die "Breakingthe Silence" Gruppe, in welcher frühere israelische Soldaten über die Israelische Besatzung in Palästina und ihre Dienstzeit in der israelischen Armee sprechen. Zudem konnte die Gruppe die Siedlung "KiryatArba" von innen sehen und die gespenstisch und geschlossene Shuhada Street entlang laufen. Alle waren schockiert nach diesem Besuch und dem Durchqueren der Altstadt und die Studenten beschrieben Hebron als eine Geisterstadt. Die zweite Gruppe besuchte "Temporary International Presence in Hebron" (TIPH) und erhielt einen detaillierten Einblick anhand einer Präsentation über die Situation in Hebron. Anschliessendwurden sie vom "Hebron Rehabilitation Committee" herumgefürt, welche Plätze wieder aufbaut, mit dem Ziel, die Altstadt von Hebron wiederzubeleben. Zudem lief auch diese Gruppe die geschlossene Shuada Street entlang und besuchte anschliessen die zweigeteilte Ibrahimi Moschee. Später wurde zusammen bei einer palästinensischen Familie Mittag gegessen. Das Geschäft dieser Familie wurde nur wenige Wochen zuvor von Israelis attackiert. Eine der Studentinnen, Luise, sagte: "Hebron ist eine einzigartig geteilte Stadt. Es war verrückt, wie leer und unbelebt der eine Teil der Stadt ist. Und faszinierende, wie belebt der andere Teil ist, voller Marktstände und Menschen." Und Johanna fügt hinzu: "Es ist unglaublich wie eine Stadt so lebendig und tot gleichzeitig sein kann."

NNE2015 t3Die Gruppe besuchte auch Jerusalem. Neben den heiligen Plätzen in der Altstadt trafen sie auch einen palästinensischen Touristenführer, der ihnen über das Leben in Jerusalem erzählte. Die Situation ist für Palästinenser sehr schwierig, weil sie nur eine Aufenthaltserlaubnis für Ost Jerusalem haben und keine Israelische Staatsbürgerschaft. Durchgehend müssen sie nachweisen können, dass sie in Jerusalem leben und ihr Hauptsitz dort liegt. Zudem sind sie nicht befugt, länger als drei Jahre ausserhalb Jerusalem zu leben, da sie ansonsten ihr Recht in Jerusalem zu leben, verlieren würden. Mit diesen Methoden werden die Palästinenser systematisch aus Jerusalem verdrängt, da ihr Leben dadurch schwieriger und stressiger gestaltet wird.

Anschliessend reiste die ganze Gruppe nach Tel Aviv. Die Hälfte der Studenten verbrachte den Tag mit einer israelischen Familie, während die andere Hälfte der Gruppe verschiedene Organisationen und Journalisten traf. Die Absicht des Besuches war, die israelische Gesellschaft zu verstehen und wieso sie nichts gegen die andauernde Besatzung unternehmen. Die Studenten gewannen den Eindruck, dass sie inzwischen mehr über die Besatzung und die Situation in Palästina wissen als viele Israelis.

Ein Teil der Gruppe besuchte auch Jericho und den dortigen YMCA. Neben dem Berufsbildungszentrum bekamen sie auch Einblicke in die Delikatessenproduktion des YMCA. Nachdem die Studenten den Berg der Versuchung bestiegen hatten, konnten sie von dort aus eine wunderbare Aussicht auf Jericho geniessen. Der andere Teil der Gruppe reiste zu einem Dorf nahe bei BeitJala. Der Ausflug wurde von der israelisch-palästinensischen Organisation "Grassroots" organisiert. Dabei trafen die Studenten mehrere der dortigen Anwohnern und sprachen mit ihnen über das Leben in "Area C", was unter vollständiger israelischen Kontrolle bedeutet. Das Dorf wird komplett von der Mauer umschlossen sein, wenn Israel dem vorgesehenen Bildungsplan folgen wird.

Bevor die Studenten nach einer intensiven Woche, voller eindrücklichen Erlebnissen, zurück nach Dänemark reiste, wurde zusammen mit den palästinensischen Studenten und dem Team von JAI ein traditionelles Abschiedsessen und eine Dabka Darbietung genossen. Schweren Herzens verabschiedete man sich bis zum nächsten Jahr, wenn die nächste Gruppe von NørreNissumEfterskolenach Palästina reisen wird.