Dieses Kommuniqué wurde bei der Abschlusssitzung des Interregionalen Leitungsentwicklungs- Programms des WSCF mit dem Thema „Ein Ende der Gewalt in Nahen Osten" verabschiedet.
Der Christliche Studenten Weltbund (The World Student Christian Federation - WSCF) hat ein einzigartiges Potenzial zu positiven Veränderungen im Nahen Osten beizutragen und hat einen großen Schritt hierzu auf der internationalen Ebene gemacht.
Christliche Studierende aus Ägypten, Irak, Jordanien, dem Libanon, Nordsudan und Syrien, die mit dem Christlichen Studenten Weltbund durch ihre nationalen christlichen Studentenbewegungen verbunden sind, haben als Akteure in den jüngsten turbulenten, manchmal zerstörerischen Ereignisse in ihren Ländern und Regionen mitgewirkt. Die Intention des WSCF Region Naher Osten war es, diese Themen und wirklichen Probleme aufzunehmen, die christliche Studierende und junge Erwachsene beschäftigen und sie so auszustatten, dass sie eine wichtige Rolle in ihren Gesellschaften und Kirchen spielen können.
Das WSCF fühlt sich berufen, in dieser Region die Stimmen der Studierenden zu stärken und zu bündeln, die Solidarität mit den Studierenden, Christen und allen Bürgerinnen und Bürgern dieser Länder, gleich ob sie Christen oder Muslime sind, zu stärken und ein Netzwerk zu mobilisieren, damit sie eine größere Rolle in der Arbeit für Gerechtigkeit und Frieden in der Region spielen kann.
Als einen Hauptpunkt in diesem Prozess organisierte der WSCF ein globales Leitungsprogramm mit dem Thema "Ein Ende der Gewalt im Nahen Osten", mit einem Solidaritätsbesuch und einem besonderen Fokus auf Palästina vom 20.-28. Februar 2014. Mehr als 30 Studierende und junge Leute aus Afrika, Asien, Lateinamerika, dem Nahen Osten und Nordamerika nahmen an dieser wichtigen Veranstaltung teil. Gastgeber war die WSCF Naher Osten region und den christlichen Studierendengemeinden (Student Christian movement =SCM) in Palästina, sowie die palästinensische Ökumenische Jugendbewegung (Palestine Youth Ecumenical Movement =PYEM) und der Joint Advocacy Initiative YMCA/YWCA (JAI). Die evangelisch lutherische Kirche in den USA war der Hauptsponsor des Ereignisses, gemeinsam mit der United Church of Christ. Ebenso konnten für die Veranstaltung Spenden von Teilnehmenden und Freunden (Alumni) gesammelt werden.
Kommt und seht Palästina
Die WSCF Delegation begann mit einem Solidaritätsbesuch in Palästina als Antwort auf den Ruf der palästinensischen Christen und ihrer Bewegung, zu "kommen und zu sehen". Während dieses Besuches konnte die Delegation die Realität der israelischen Besatzung erleben, ihr Wissen vertiefen und Solidarität mit den Studierendengemeinden in Palästina, den palästinensischen Christen und allen Palästinensern zeigen.
Die WSCF Delegation traf sich auch mit Mitgliedern der palästinensischen ökumenischen Jugendbewegung PYEM, Mitgliedern der Kairos Palästina- Bewegung und Kirchenleitern, wie Bischof YounanMounib (Lutherischer Bischof in Palästina) und waren sehr berührt, die harte Realität der Besatzung, in der Palästinenser jeden Tag leben, zu sehen. Sie waren auch sehr berührt, wie viele palästinensische Christen ihren tiefen Glauben, ihre Hoffnung und Liebe in ihrem Kampf für Gerechtigkeit und Frieden in ihrem Land zum Ausdruck brachten.
Die WSCF Delegation konnte auch den "alternativen Tourismus", entwickelt von palästinensischen Christen, erleben, mit welchem Pilger die traditionellen heiligen Stätten im Kontext der Menschen, die heute vor Ort leben, besuchen. Dabei wird auf Treffen mit Christen wert gelegt, die seit Jesu Zeiten in Palästina beten und Gottesdienste feiern, während zur gleichen Zeit die soziale und politische Realität in Palästina erlebt werden kann.
Eine der verstörendsten und einflussreichsten Erlebnisse während des Besuches war sicherlich die Begegnung mit der Mauer, die gebaut wurde, um Israel und Palästina voneinander zu trennen. Die Gruppe bestätigte, dass es sich hierbei wirklich um eine schreckliche "Apartheidsmauer" handele, die eine Trennung der Leute bewirkt, die Bewegungsfreiheit der Palästinenser stark einschränkt und illegaler Weise palästinensisches Land und Dörfer zerstört. Die WSCF Delegation sprühte "Die Mauer muss fallen – WSCF" ("The Wall Must Fall- WSCF") an die Mauer, ein symbolischer Akt kollektiven Handelns und ein Zeichen für Solidarität und zukünftige Aktionen.
Der Besuch der Stadt Hebron war gleichermaßen schockierend und ein Erlebnis, das die Augen vieler Teilnehmer geöffnet hat. Die Gruppe durfte sich mit ihren palästinensischen Reiseleitern nur auf kleinen Pfaden, die Palästinensern erlaubt sind, bewegen. Die großen Hauptstraßen mussten von ihnen gemieden werden. Gleichzeitig joggten israelische Siedler diese Straße mit ihren Maschinengewehren entlang. Dies wurde für die Gruppe zu einem Symbol der Ungerechtigkeiten, des Traumas und der greifbaren Spannung innerhalb der Stadt.
Die Stimmen von jungen Christinnen und Christen im Nahen Osten hören
Die WSCF Gruppe reiste von Palästina nach Amman in Jordanien, um andere Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der WSCF Naher Osten- Bewegung zu treffen, die nicht nach Palästina kommen konnten. Studierende und junge Erwachsene aus den Bewegungen in Ägypten, Irak, Jordanien, dem Libanon, dem Nordsudan, Palästina und Syrien trafen sich dort, um ihre Erfahrungen und Leben als junge Christinnen und Christen in ihren verschiedenen, aber unter einander verwandten Ländern miteinander zu teilen. Die Diskussion wurde bereichert von ökumenischen Kirchenleitern in Jordanien, alten Freunden (Alumni) des WSCF und weiteren Experten für Politik im Nahen Osten, interreligiösen Dialog, und den geopolitischen Dynamiken, die nötig sind, um die Situation zu verstehen und solidarische Anwaltschaftsmaßnahmen des WSCF besser koordinieren zu können.
Die Generalversammlung des WSCF
Folgend auf diesen Besuch wird das WSCF Advocacy und SolidarityCommittee Empfehlungen mit auf die kommende Generalversammlung bringen, die vom 15.-21. August 2014 in Bogota, Kolumbien stattfinden wird, um die theologische Reflektion und Analyse des christlichen Zionismus und die Art und Weise, wie er zu Fehleinschätzungen und Ungerechtigkeiten in Israel und Palästina führt, zu vertiefen. Auch soll Kairos Palästina unterstützt werden, ebenso wie die BDS- Kampagne (Boykott, Desinvestionen und Sanktionen) als eine gewaltlose Form des Widerstands, die zu Gerechtigkeit und Frieden im gesamten Gebiet Israels und Palästinas führen soll, und die Solidarität und die Arbeit für Frieden in der gesamten Region des Nahen Ostens stärken soll.
Glaube, Liebe, Hoffnung
Trotz der Schwere des Themas, die den Besuch begleitet hat, wurden die Teilnehmenden auch inspiriert von dem tiefen Glauben, der Hoffnung und der Liebe der palästinensischen Christen und wurden von dieser Hoffnung erfüllt, wie wir besser in Liebe, im Glauben und mit Leidenschaft zusammen arbeiten können um Ungerechtigkeiten zu überwinden. Gemeinschaft und Solidarität entstanden zwischen den Teilnehmenden. Dies ist uns ein Beispiel dafür, wie Freundschaft zu Frieden und Arbeit für den Frieden führen kann.
An einer Stelle der Apartheidsmauer sahen wir eine Botschaft geschrieben: "Es soll aber das Recht offenbaret werden wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein starker Strom!" (Letjustice roll on like a river, righteousness like a never-failingstream!") Wir bete dafür, dass diese Prophezeiung des Amos zur Realität wird und wir verpflichten uns, hierfür zu arbeiten, damit dies eintritt.
"Obwohl es keine Hoffnung gibt, schreien wir unsere Hoffnung heraus.
Wir glauben an Gott, an den gütigen und gerechten Gott.
Wir glauben, dass am Ende Seine Güte den Sieg über das Böse des Hasses und des Todes davontragen wird, die noch immer in unserem Land herrschen.
Wir werden hier "ein neues Land" und "einen neuen Menschen" entdecken, der imstande ist, sich im Geist der Liebe zu allen seinen Brüdern und Schwestern zu erheben.
(Abschließende Worte des Kairos Palästina)
Die WSCF Teilnehmenden des "Ein Ende der Gewalt im Nahen Osten"- Seminars.
31. März 2014.