Olivenernte Programm

Das Olivenernte Programm wird jeweils im Herbst während 10 Tagen durchgeführt. Es findet in Zusammenarbeit mit der Alternative Tourism Group (ATG) statt.

Das Ziel dieses Programms ist es, mit der Präsenz von internationalen Zivilpersonen den palästinensischen Familien zu helfen, sicher ihre Ernte einzubringen. Die Einschränkungen, welche durch die israelische Militärbesatzung und die Siedler während der Olivenernte-Saison auferlegt werden, können somit überwunden werden.

Zusätzlich zur Mithilfe bei der Olivenernte entwickeln die Teilnehmenden ein Verständnis für die soziale, kulturelle, politische, historische und religiöse Situation. Sie haben Einblick in das Leben unter der Besatzung und können gemeinsame Ideen und Interessen miteinander teilen.

Olivenernte Programm 2014

Kategorie: Olivenernte Programm
Erstellt: 23. Oktober 2014

picking2014 4tVom 11. bis am 20.10.14 fand das diesjährige Olive Picking Program vom CVJM-CVJF Joint Advocacy Initiative (JAI), in Zusammenarbeit mit der Alternative Toursim Group (ATG) statt. Die 70 Teilnehmenden waren zwischen 13 und 85 Jahre alt. Sie kamen aus verschiedensten Ländern; Slowenien, Australien, Österreich, Belgien, Kanada, Frankreich, Deutschland, Irland, Japan, Holland, Schweden, Schweiz, UK und den USA. Dies zusätzlich zu den Mitarbeitern und Volontären des JAI und der ATG. Aus logistischen Gründen wurden sie in zwei Gruppen aufgeteilt. 26 Personen wohnten während des Programms in Palästinensischen Familien und die anderen hatten ein Hotel Zimmer. Sie gingen an fünf Tagen in verschiedenen gefährdeten Gebieten Oliven pflücken. Das Mittagessen wurde von den lokalen Familien serviert und die Teilnehmer probierten verschiedene typische palästinensische Gerichte, wie Maqlubeh, Mulukhia, Mjaddara und andere.

picking2014 1tAm 12.10. ging die Hotel Gruppe nach Wadi Ahmed in der Nähe von Beit Jala. Dort halfen sie der Familie von Ayman Zidan auf seinem Feld. Dieses liegt neben dem Israelischen "Sicherheitszaun" und ist deswegen schwer zu erreichen und gefährlich. Die Familien Gruppe fuhr nach Al-Walajah im Westen von Bethlehem und half der Familie von Omar Hajajra. Die Israelische Umgehungsstrasse wurde neben seinem Land gebaut und er fürchtet sich vor der Land Konfiszierung. Jede Gruppe pflückte ca. 300kg Oliven an diesem Tag.
Am Nachmittag hatten beide Gruppen eine geführte Tour durch Bethlehem. Sie sahen die Apartheid Mauer, ein Flüchtlingscamp und die Geburtskirche. Eine der älteren Dame sagte über das Flüchtlingscamp: "Es ist so dumm und traurig!".

Die Hotel Gruppe fuhr am Montag den 13. Oktober nach Hebron. Sie hatten eine geführte Tour durch die Altstadt, besuchten die Ibrahimi Moschee und die Shuhada Strasse. Nach dem Mittagessen bei einer palästinensischen Familie, besuchten sie die Glass- und danach die Kufiyya Fabrik.
picking2014 2tDie Familien Gruppe genoss eine geführte Tour durch die Altstadt von Jerusalem. Sie erfuhren mehr über die Geschichte und die politische Situationder Stadt. Zum Mittagessen gingen sie zum YWCA Ost – Jerusalem in Sheikh Jarrah. Am Nachmittag hatten sie eine politische Tour die von einem israelischen Aktivisten gehalten wurde. Sie fuhren mit dem Bus zur Siedlung Ma’ale Adumim. Die Fläche, welche davon bedeckt wird ist doppelt so gross, wie Tel Aviv.

Am Dienstag fuhr die Hotel Gruppe nach Wadi Foukin. Das Dorf ist von vier Seiten eingeschlossen von einer israelischen Siedlung, einer Umgehungsstrasse und Siedlungsaussenposten. Vor einem Monat wurden hunderte von dunums Land von Israel konfisziert. Jeden Freitag haben sie eine Demonstration gegen den Siedlungsausbau.
Die Teilnehmer halfen Mustafa Abu Sa'ady den ganzen Tag pflücken. Bevor sie gingen kam die israelische Polizei. Am Nachmittag besuchten sie noch die Olivenpresse in Beit Jalla.
Die Familien Gruppe fuhr nach Jaba'a im Westen von Bethlehem. Sie halfen Khalid Masha’la und seiner Familie. Den Landwirten in Jaba'a ist es nicht erlaubt auf ihrem Land etwas zu bauen, da das Land auf Gebiet C liegt. Das Dorf hatte über 10,000 dunams Land, mittlerweile sind es nur noch um die 1,000. Die Landwirte hoffen darauf, dass mehr Druck von aussen auf Israel ausgeübt wird.
Am Nachmittag besuchten die Teilnehmer eine Präsentation im BADIL Resource Centre for Palestinian Residency & Refugees Issue über das Israelische Apartheid Regime und die anhaltende Umsiedlung von Palästinensern.

picking2014 3tAm Mittwoch den 15.10. hatten die Teilnehmer einen freien Tag. Die ATG bot zwei geführte Touren an. Eine nach Nablus und Ramallah, wo sie die Seifenfabrik anschauten und Knafeh assen und eine nach Jericho und ins Jordantal. Einige der Teilnehmer genossen den freien Tag in Bethlehem um sich etwas zu erholen.

Die Hotel Gruppe fuhr am Donnerstag nach Battir im Westen von Bethlehem. Sie halfen WisamOwaineh und seiner Familie auf seinem Feld. Die Siedlung "Beitar Illt" ist sehr nahe an ihrem Feld und sie fürchten sich vor weiteren Land Konfiszierungen. Das BBC Arabic kam und machte einen Medienbeitrag (in Arabisch). Am Nachmittag besuchten sie einen Vortrag über die Geopolitische Lage unter der Besetzung.
Die Familien Gruppe fuhr nach Hebron und genoss dieselbe Tour wie die Hotel Gruppe zuvor.

Am Freitag den 17.10. fuhren beide Gruppen zusammen nach Al-Makhrour in Beit Jala. Jede Gruppe half einem Landwirt und seiner Familie auf seinem Feld. Über 50 palästinensische Jugendliche des YWCA und YMCA Jerusalem kamen und halfen Oliven pflücken. Am Nachmittag fuhr die Hotel Gruppe zum BADIL Resource Centre und die Familien Gruppe pflückte weiter.

picking2014 6tDie Hotel Gruppe ging am Samstag nach Jerusalem und genoss dieselbe Tour, wie die Familien Gruppe zuvor. Das Mittagessen bekamen sie im YMCA in Jerusalem und am Nachmittag hatten auch sie eine politische Tour, auf welcher sie zu den Siedlungen fuhren und auf dem Weg dorthin Beduinen besuchten.
Die Familien Gruppe fuhr nach Wadi Foukin und pflückte Oliven auf dem Feld von Mustafa Abu Sa'ady. Nach dem Mittagessen liefen sie durch das Dorf und realisierten, wie nahe die Siedlungen bereits am Dorf sind. Danach fuhren sie zu ARIJ und hörten eine Präsentation über die Geopolitische Situation unter der Besatzung. Danach besuchten auch sie noch die Olivenpresse in Beit Jala.

Am Samstag den 19.10. fuhren beide Gruppen nach Tequa'. Die Familien Gruppe half der Askara Familie und die Hotel Gruppe half der Familie von Salem Al-Sha'aer. Die Teilnehmer hatten gute Gespräche mit den Familienmitgliedern und ein hervorragendes Mittagessen.
Am Nachmittag fuhren alle zusammen zum YMCA in Beit Sahour für eine Advocacysession, wo sie sich austauschen konnten. Sie besprachen, was sie nach ihrer Rückkehr in ihrem Land für Palästina tun können.
Am letzten Abend genossen die Teilnehmer einen Kulturabend mitDabka, Musik, Gesang und Tanz. Es war ein wundervoller Schluss für ein gelungenes Olive PickingProgram.

Jeden Abend gab es Vorträge zur Boycott-Divestemen-Sanctions (BDS) Kampagne, den Rechten von Kindern, Kairos Palästina, das Recht auf Einreise und andere. Diese fanden jeweils im YMCA in Beit Sahour statt.


Einige Reflektionen von den Teilnehmern:

  • Esther ist von Holland. Sie findet es faszinierend, wie glücklich, offen und stark die Menschen in Palästina sind. Und das obwohl sie so viele Hindernisse in ihrem Leben haben. Sie haben eine starke Identität, dies inspiriert sie.
  • Der Mix zwischen Olivenpflücken und geführten Touren war perfekt. Das Pflücken sei sehr entspannend findet sie. Es ist toll draussen in der Natur zu sein, die Sonne zu geniessen und für einen Moment alles rundherum vergessen.
  • Gertrud ist aus Deutschland und war vor einigen Jahren das erste Mal in Palästina. Sie kam zurück und nahm das erste Mal am Oliven pflücken teil. "Es ist wichtig für mich, dass ich diese Menschen und ihr Land unterstützen kann. Wenn es meine Gesundheit zulässt werde ich nächstes Jahr wieder kommen."
  • Yuki ist vom Koreanischen CVJM in Japan. Es ist ihr erstes Mal in Palästina. Auf die Frage ob es ihr gefällt, antwortete sie: "Ich mag es, ich liebe es!"


Bericht über das Interview mit dem Landwirt Khaled Masha'ala (Abu Firas) von Jaba'a:

In den Jahren 2008/09 kamen die israelischen Soldaten und Siedler auf das Feld, während des Olivenbaumpflanzen. Sie wollten es verbieten und seine Dokumente konfiszieren. Er wehrte sich und bestand auf seine Dokumente. Sie kamen nicht mehr wieder. Nach einigen Wochen konfiszierten sie 2‘000 dunums von seinem Land.

Seine Familie ist verbaler Gewalt ausgesetzt. Sie wollten einen Teil ihres Landes kultivieren, der hinter dem Checkpoint liegt. Die Soldaten verbaten ihnen dies auf sehr unfreundliche Art und Weise. Sie spüren den Rassismus jeden Tag.

Er will Frieden und Gerechtigkeit in Zukunft. Er ist eher pessimistisch, es ist ein Teufelskreis welcher nicht endet ohne den Druck von aussen. Israel macht was immer sie wollen. Die USA übt nur für einen Moment Druck aus und stoppt dann wieder und Israel beginnt wieder von vorne.

Er hat grundsätzlich kein Problem mit Juden. Er hat nur Mühe mit der Politik, den Zionisten und dem Rassismus. Die Palästinenser sind diejenigen, die unter den Folgen des Holocaust leiden. Er ist verbittert, sein Gesicht, sein Blick und seine Gesten wiederspiegeln dies.

Bericht über das Interview mit dem Landwirt Mustafa Abu Sa'ady von Wadi Foukin:

Letzten Freitag hatten sie mehrere Auseinandersetzungen mit den Soldaten während des Olivenpflückens auf einem Stück Land nahe der Siedlung. Die Bäume dort sind mehr als 30 Jahre alt.

Der einzige Staat, der Schutzräume unter jedem Haus und jedem Laden hat, ist Israel. Sie fürchten sich. Nur Diebe fürchten sich. Die Besatzung stielt das Land. Die Palästinenser brauchen keine Schutzräume, sie haben nichts falsch gemacht, sie haben keinen Grund sich zu fürchten.

 

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